Nachlassgeschichte

Holzamers literarischen Nachlass betreut seine Lebensgefährtin Nina Mardon. Bis zum Ersten Weltkrieg veröffentlicht sie seine Texte in Zeitschriften. Holzamers‚ Lebensroman’ Der Entgleiste, die Erzählbände Pendelschläge und Pariser Erzählungen sowie eine Sammlung seiner Gedichte gibt sie 1910-1912 heraus. 

1919 heiratet Nina Mardon Holzamers Rechtanwalt und langjährigen Freund, den jüdischen Justizrat Viktor Fraenkl. Mit ihm emigriert sie 1935 in die Schweiz. Zuvor trennt sie sich von einem Konvolut von Manuskripten, Typoskripen, Druckfahnen und Erstausgaben, die sie in die Obhut des 1929 in Nieder-Olm gegründeten Holzamer-Bundes gibt. 

Vor seiner Einberufung lagert dessen Vorsitzender, Karl Hetterich, den in Paketen verschnürten Nachlass im Keller seines Mainzer Wohnhauses. Nach später Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft findet Hetterich in dem sonst unversehrten Keller nur noch eines der Pakete. Drei weitere dienten mutmaßlich Unbefugten im kalten Winter 1947 als Heizmaterial. 

Ein Verzeichnis des Gesamtbestandes ist nicht überliefert. Das erhaltene Konvolut enthält neben Typoskripten und Druckfahnen die komplette Handschrift des Romans Der heilige Sebastian und den Schlussteil der Handschrift von Vor Jahr und Tag

1954/5 wertet der Nieder-Olmer Germanist Günter Heinemann die Archivalien für seine Dissertation aus. Danach verbleiben sie für weitere 60 Jahre bei Karl Hetterich. Ab 1996 sichtete seine Frau den Nachlass ihres in einem Pflegeheim lebenden Mannes. Im Rahmen mehrerer Besuche übergibt sie Materialien und Bücher, die den Holzamerbund betreffen, an Katharina Weisrock. Das erhaltene Nachlasspaket bleibt verborgen, da sich zu einem Schrank kein Schlüssel findet. Erst 2006, beim Umzug Frau Hetterichs in ein Altenheim, werden Schlüssel und Paket gefunden. Ihre Tochter übergibt die seit 1955 unberührt gebliebenen Manuskripte an das Wilhelm Holzamer-Archiv, Nieder-Olm.

Das seit 1996 in privater Initiative von Katharina Weisrock  aufgebaute und betreute Wilhelm Holzamer-Archiv umfasst im Wesentlichen den erhalten von Nina Mardon dem Nieder-Olmer Holzamer-Bund übergebenen Teilnachlass (Manuskripte, 

Typoskripte, Druckfahnen, Briefe), Dokumentation der Aktivitäten des Holzamerbundes in den 1930 Jahren, den wissenschaftlichen Nachlass von Dr. Günter Heinemann einschließlich der ihm von Helene Voigt-Diedrichs überlassenen Erstausgaben mit 

Widmung von Wilhelm Holzamer, die Holzamerbände der alten Gemeindebücherei Nieder-Olm, zwei Holzamer-Büsten des Bildhauers Heinz Müller-Olm sowie antiquarische Neuerwerbungen und Forschungsliteratur. Ergänzt wird der Archivbestand durch etwa 300 Abschriften von Briefen von und an Holzamer aus staatlichen Archiven und Universitäts-Bibliotheken. Seit 2006 werden alle Exponate des Archivs von Thomas G. Tempel fotografisch dokumentiert und aufgearbeitet.